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Was man über die Zukunft wissen kann

Elmar Schüll und Heiko Berner veröffentlichen Artikel zur theoretischen Fundierung von Zukunftsstudien

Die Frage, was man über die Zukunft wissen kann, befeuert bis heute anhaltende wissenschaftliche Debatten. Es handelt sich dabei aber nicht um ein Problem aus dem akademischen Elfenbeinturm. Auch für die ganz praktische Arbeit von Planungs- und Strategieabteilungen, Unternehmensberatungen, Interessensvertretungen und Sozialpartnern, politischen Parteien und Stiftungen gilt: die Annahmen darüber, was kommen wird, sind grundlegend für das Handeln im Hier und Heute. Wie kann man also dafür sorgen, dass diese Annahmen möglichst robust und treffsicher sind?

Sehr häufig wird der Geltungsanspruch von Plänen, Prognosen, Strategiepapieren oder Empfehlungen mit dem Verweis auf die besonderen Verfahren und Methoden begründet, die zu eben diesem Ergebnis geführt haben. Im wissenschaftlichen Kontext hat sich vor diesem Hintergrund ein eigener Diskussionsstrang um die Methoden zukunftsorientierter Forschung entwickelt, unter denen Delphi-Befragungen, Trendfortschreibungen und Szenarien eine prominente Rolle einnehmen.

In einem gemeinsamen Artikel legen wir dar, weshalb wir glauben, dass die methodenbezogene Diskussion allein zu kurz greift, wenn es um den wissenschaftlichen Anspruch von zukunftsorientierter Forschung geht. Natürlich müssen Befragungen ordentlich durchgeführt und Szenarien nachvollziehbar und regelgerecht konstruiert werden – ohne handwerkliches Können geht es eben auch in der Wissenschaft nicht. Eine methodisch saubere Durchführung ist jedoch eine notwendige und keine hinreichende Bedingung für den Geltungsanspruch der Ergebnisse. Grundlegend ist die wissenschaftstheoretische Fundierung der Studie. Hier kann in der sozialwissenschaftlichen Zukunftsforschung, der Trendforschung, in der Technikfolgenabschätzung und all den anderen Forschungsfeldern, die sich mit zukunftsbezogenen Problemstellungen beschäftigen, auf die Vielzahl bestehender wissenschaftstheoretischer Zugänge zurückgegriffen werden – das geschieht selten genug.

In unserem Artikel diskutieren wir, ob und inwiefern sich der Kritische Rationalismus nach Popper als theoretischer Zugang für zukunftsorientierte Forschung anbietet. Auf den ersten Blick scheint der Kritische Rationalismus dafür besonders geeignet zu sein, denn Prognosen spielen bei ihm eine zentrale Rolle. Und in der Tat basieren zahlreiche Zukunftsstudien – bewusst oder unbewusst – auf einer kritisch-rationalistischen Vorgehensweise. Bei genauerem Hinsehen ergeben sich jedoch mehrere Einschränkungen, die insbesondere für sozialwissenschaftliche Fragestellungen schlagend sind. Unser Artikel ist in dem Sammelband „Zukunft und Wissenschaft“ enthalten, der vor Kurzem im Springer-Verlag erschienen ist. Falls Sie über SpringerLink verfügen, können Sie den Artikel auch direkt hier abrufen.

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