Monatsarchiv: November 2011

Einkommensverteilung (I) – die ignorierte Krisenursache

Die letzten drei Jahrzehnte waren geprägt von einer immer ungleicheren Verteilung der Einkommen. Grafik 1 zeigt die Entwicklung der Einkommen der obersten 0,1% und 0,01% der EinkommensbezieherInnen in den USA seit 1913 (Quelle: Top Income Database: http://g-mond.parisschoolofeconomics.eu/topincomes/).

In den USA verschärfte sich die Einkommensverteilung in den letzten 30 Jahren. Zum Teil aufgrund einer immensen Erhöhung der Top-Einkommen (BankerInnen, ManagerInnen, etc.) und zum Teil aufgrund der Steuerpolitik zugunsten der BestverdienerInnen. Interessanterweise erreichte die Ungleichheit der Einkommensverteilung ihren jeweiligen Höhepunkt just bevor es zu einer großen Krise kam. 1928, ein Jahr vor Ausbruch der Großen Depression (1929 – 1939) und 2007 ein Jahr vor Ausbruch der Großen Rezession (2007-?). Die Standardtheorie der Volkswirtschaftslehre hat keine überzeugenden Theorien WARUM die Einkommensverteilung eine Rolle im Hinblick auf große Krisen spielen könnte, im Gegenteil. Eine Umverteilung zugunsten der oberen Einkommensschichten erhöht die Sparquote und damit die Investitionen und das Wirtschaftswachstum.

Im Gegensatz dazu haben alternative ökonomische Theorien negative Einflüsse der steigenden Ungleichheit der Einkommensverteilung ins Zentrum ihrer Analyse gerückt. Die Umverteilung zugunsten der oberen EinkommensbezieherInnen (die über eine höhere Sparquote als die unteren EinkommensbezieherInnen verfügen) hat zu zwei Wachstumsmodellen geführt. In den USA wurde der Nachfrageschwäche des privaten Sektors mit einer expansiven Kreditvergabe begegnet (Barba und Pivetty 2009, Kumhof und Rancière, 2011), um die entstandenen Nachfrageausfälle zu kompensieren, siehe Grafik 2 (Quelle: http://www.midasletter.com/news/09012003_US-and-UK-on-brink-of-disaster.php).

Grafik 2 zeigt, dass vor allem die Verschuldung des privaten Sektors (grüne Linie) in den USA gestiegen ist. Gefährlich war nie die öffentliche Verschuldung, sondern die Verschuldung des privaten Sektors in Verbindung mit deregulierten und kaum bis gar nicht beaufsichtigten Finanzmärkten, sowie die Streuung der verbrieften Kredite in alle Welt (originate and distribute).

In Deutschland – und zum Teil auch in Österreich – setzte sich ein Neo-merkantilistisches Modell mit einer extremen Exportorientierung durch. Obwohl Deutschlands Nachfrageregime lohn-getrieben (Hein und Vogel 2008) ist, wurden Löhne gekürzt, um die Wettbewerbsfähigkeit am Weltmarkt zu steigern und den Nachfragerückgang mit Exporten zu kompensieren. Das führte zu rasant ansteigenden Ungleichgewichten, beispielsweise innerhalb der Eurozone oder zwischen Deutschland und den USA und stellt eine der fundamentalen strukturellen Ursachen der gegenwärtigen Krise dar. Ungleichgewichte, Ungleichheit der Einkommensverteilung und Unterregulierung der Finanzmärkte sind die strukturellen Ursachen dieser Krise. Ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Wirtschaftssystem wird sich um genau diese Ursachen kümmern müssen.

Literatur:

Barba, A. und M. Pivetti (2009): Rising Household Debt: Its causes and macroeconomic implications – a long period analysis, Cambridge Journal of Economics 33 (1), pp. 113-137

Hein, E. und L. Vogel (2008): Distribution and growth reconsidered: empirical results for six OECD countries, Cambridge Journal of Economics 32 (3), pp. 479-511

Kumhof, M. Und R. Rancière (2011): Unequal = Indebted, Finance and Development September 2011, p. 25-27

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Stilblüten 2 – Schattenstile

In „Stilblüten 2 – Schattenstile“ wird der Zusammenhang zwischen Lebensstilen und Ressourcenmangel thematisiert. Der Mangel an  Ressourcen – hier sind damit beispielsweise Gesundheit, Arbeit oder Familie gemeint – dominiert unter Umständen in einem hohen Grad die Wahl des Lebensstils oder bestimmt ihn sogar vollständig. Im wissenschaftlichen Kontext besteht kein alleingültiges Konzept, was die freie Wahl des Lebensstils gegenüber einer an Rahmenbedingungen geknüpften Einschränkung bei der Wahl von Lebensstilen betrifft. Daher werden im folgenden Beitrag die Schattenstile beschrieben. Sie sind zwischen dem frei wählbaren Lebensstil und einem Ressourcenmangel, der die Wahl eingrenzt oder sogar unmöglich macht, angesiedelt.

Beispielhaft werden fünf Schattenstile – unter besonderer Berücksichtigung bestehenden statistischen Materials und zu erwartender, möglicher Trends – entwickelt und ausführlich beschrieben.

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Wissensupdate: Work Life Balance

„Work- Life- Balance“ ist zunehmend ein Modebegriff und erweckt den Eindruck einer neuen Lifestyle Bewegung und eines neuen Trends. Dabei geht es um eine ganze Reihe sozial- und gesellschaftspolitischer Forderungen, mit dem Ziel alle „Sphären des Lebens“ in Einklang zu bringen. Im Vordergrund steht die Auseinandersetzung mit der Vereinbarkeit von beruflichem Leben, Familie und anderen privaten Sphären des Lebens.

Ein Blick in die Zukunft braucht immer eine Orientierung im Ist- Zustand gesellschaftlicher Phänomene. Dieses Wissens- Update setzt sich mit den Eckpfeilern des Work- Life- Balance Konzepts auseinander und richtet dabei den Blick vor allem auf die österreichische Situation.

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